Ablauf der Fernsehübertragung am 1. August 1936
Erfaßt von Axel Schneider
OLYMPIA-PROGRAMM
des "Fernsehsenders Paul Nipkow Berlin"

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ERÖFFNUNGSFEIER 1. AUGUST 1936

3 Übertragungsstellen:

1) Zwischenfilm-Wagen am Marathontor (Süd)
2) Ikonoskop Fernseh- A.G. im Olympia-Stadion, oberer Umgang
3) Ikonoskop Telefunken im Olympia-Stadion, unterer Umgang

Zeiteinteilung und Programmablauf:

15.00 Uhr Ansage aus dem Fernseh-Senderaum Rognitzstraße:
"Achtung, Achtung! Hier ist der "Fernsehsender Paul Nipkow Berlin"
mit Ton auf Welle 7.06 Meter
mit Bild auf Welle 6.77 Meter
mit der Olympia-Sondersendung.

Es senden gemeinsam die Deutsche Reichspost die Deutsche Fernseh-Industrie und der Fernseh-Programmbetrieb direktes Übertragen der wichtigsten Kampf-Phasen von den Olympischen Kampfstätten und in Abwechslung Darbietungen erster deutscher Künstler mit Tonfilmen der Film-Industrie und des aktuellen Bilddienstes des "Fernsehsenders Paul Nipkow Berlin".

Am heutigen Tage der feierlichen Eröffnung der XI. Olympischen Sommerspiele beginnen wir mit einer Filmsendung von den "Vorbereitungen der Olympischen Spiele" und werden uns anschliessend auf das Maifeld umschalten, um Ihnen einen Stimmungsbericht vom Reichssportfeld zu verschaffen."

Einsetzen des UFA-Films "Vorbereitungen der Olympischen Spiele",
Spieldauer: 15 - 20 Minuten.

ca. 15.20 Uhr Ansage aus dem Fernseh-Senderaum Rognitzstraße:
"Achtung, Achtung!
Der "Fernsehsender Paul Nipkow Berlin" zeigte in seiner Sonder-Sendung den Sportfilm der Ufa "Vorbereitungen der Olympischen Spiele". Wir schalten nunmehr auf das Reichssportfeld um. Sie werden in direktem Fernsehen in Ton und Bild die Erwartung des Führers und der Ehrengäste erleben."

Es meldet sich auf 1. Ü-Stelle, auf dem Zwischenfilm-Wagen, der Ansager Graebke:

"Achtung, Achtung!
Hier ist der "Fernsehsender Paul Nipkow Berlin" mit dem Beginn der direkten Übertragung von den Olympischen Kampfstätten."

Danach Einschaltung des Bildes und Bildbericht des Sprechers Graebke in Übereinstimmung mit der Fernseh-Technik.

Programmliche Leitung: Bai

Programmablauf

Ab 13.30 Uhr sind die Aktiven vom Olympischen Dorf in ca. 170 Wehrmacht - Transport - Omnibussen am Glockenturm eingetroffen und haben Aufstellung genommen auf dem Maifeld. Ferner sind tausend Angehörige den Internationalen Sportstudentenlagers Eichkamp und ca. 280 Angehörige des Internationalen Jugendlagers im Lager an der Heerstrasse, sowie in zwei Sonderzügen 1730 Angehörige der Vorführungsmannschaften aus den Lagern Döberitz und Elsgrund eingetroffen. Alles wartet auf den Führer. Ca. 15 Uhr trifft das Ehrenbataillon der Wehrmacht, bestehend aus zwei Kompagnien Heer, einer Kompagnie Luftwaffe und einer Kompagnie Marine, ein. Ca. 15.15 Uhr hat der Führer die Reichskanzlei verlassen und die Triumphfahrt mit dem I.O.K. und dem O.K. und den Ehrengästen angetreten.

Ca. 15.50 Uhr Eintreffen des Führers am Glockenturm.
Der Führer schreitet die Front des Ehrenbataillons ab.
Der Führer geht durch den Glockenturm und wird dort durch Präsidenten des I.O.K. und O.K. begrüsst. Fanfaren auf den Türmen des Marathon - Tores blasen.

Ca. 15.56 Uhr geht der Führer, gefolgt vom I.O.K. und O.K., durch das Spalier der Aktiven der Völker auf dem Maifeld zum Stadion.

Ca. 16.00 Uhr betritt der Führer das Stadion

Ü-Stelle II, oberer Umgang im Stadion:
In dem Moment, wo die Spitze mit dem Führer erscheint, sofort Aufnahmen mit der Farnworth-Kamera.
Danach Ü-Stelle III im unteren Umgang die Aufnahmen abnehmen und kurz ein Gesamtbild bringen, mit dem Fünfhunderter-Objektiv.
Danach zurück auf Ü-Stelle II: Die Farnworth- Kamera übernimmt das Herabgehen des Führers, Betreten der Kampfbahn und das Beschreiten bis zu des Führers Loge.
An Ü-Stelle II, Farnworth- Kamera, oberer Umgang, steht der Sprecher Marek und schildert diesen Weg des Führers und die daran sich ergebenden Bilder. Marek muss sich bei Müller oder Boese genaue Orientierung über Persönlichkeiten des Gefolges etc. verschaffen. Die Schilderung des Gefolges hat demnach nicht durch den Sprecher Graebke auf dem Zwischenfilmwagen der Ü-Stelle I zu erfolgen.

Leitung auf Ü-Stelle II oberer Umgang im Stadion hat Marek.

Ca. 16.05 Uhr betritt der Führer seine Loge. Wenn er Platz genommen hat, wird das Deutschland- und Horst-Wessel-Lied gespielt, je eine Strophe.

Ca. 16.09 spielt die Musik die "Olympia-Fanfare" von Herbert Windt.
16.12 erfolgt das Kommando: "Hisst Flagge!"
Eine Abteilung der Kriegsmarine hisst auf sämtlichen Masten des Stadions die Flaggen der beteiligten Nationen.
Die Olympia-Glocke läutet.
All dies wird von der Ü-Stelle II, der Farnworth-Kamera, mit Sprecher erfasst und gesendet.
Umschalten auf Ü-Stelle I, Zwischenfilmwagen:
Beim Ausklingen der Olympia-Glocke beginnt der Einmarsch der Aktiven: Zuerst Griechenland, zuletzt Deutschland, begleitet von Militärmärschen. Dauer des Einmarsches bis

Ca. 16.55 Uhr.
Dazu folgende Musikstücke:
Yorckscher Marsch,
Königgrätzer Marsch,
Regimentsmarsch,
Kaiser Friedrich-Marsch,
Alexander-Marsch,
Hellenen-Marsch,
Fridericus-Rex-Marsch.
Der Einmarsch der Nationen wird in Ablösung von der Zwischenfilm- Ü-Stelle wechselseitig von Ü-Stelle oberer Umgang und Ü-Stelle unterer Umgang erfasst. Hierfür sorgt das Reichssport-Zentralamt im Einvernehmen mit Oberingenieur Beckmann von der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft. Mikrofonanschliessung zur Erfassung der Musik unter gleichzeitiger Anschaltung eines Mikrofons zur Erfassung der Vorgänge am Rednerpult, der Ansprachen und der Eidesleistung.

Ca. 16.55 Uhr Rede Coubertins,
Ansprache des Präsidenten des O.K., Exzellenz Lewald.

17.03 Uhr Der Führer erklärt von der Loge aus die Spiele mit folgenden Worten für eröffnet:
"Ich verkünde die Eröffnung der Spiele von Berlin zur Feier der XI. Olympischen Spiele neuer Zeitrechnung".

17.04 Uhr Anschliessend wird die Olympische Flagge gehisst.
Achtung, dies erfasst die Ü-Stelle II, die Farnworth-Kamera mit Erklärung des Sprechers Marek.
Die Artillerieabteilung schiesst Salut.
Tausende von Brieftauben werden abgelassen.

17.05 Uhr Olympische Hymne von Richard Strauss. Bitte an Postrat Harder, Mikrofon an den Rundfunk anzuschliessen, damit das Fernsehen die Tonführung erhält.

17.11 Uhr wichtig für die Sprecher:
Eintreffen des Fackelläufers am Osttor.

17.11 Uhr Erfassung durch Ü-Stelle III im unteren Umgang: Der Fackelläufer läuft über die südliche Aschenbahn zum Westtor.
Achtung, Erfassung durch Ü-Stelle II, Kamera im oberen Umgang:
Der Fackelläufer erscheint an der Olympia- Feuersäule und entfacht das Feuer.

17.15 Uhr Der Marathon-Sieger Olympia 1896, Louis, überreicht dem Führer einen Ölzweig von Olympia. Ü-Stelle II muss versuchen, das zu erfassen.

17.20 Ü-Stelle III im unteren Umgang hat 500- oder 900- Objektiv auf die Rednerkanzel gerichtet, die nunmehr Ismayer als Eidessprecher betritt.
Ismayer spricht den Eid. Die Mannschaften leisten den Eid.

17.21 Uhr Musik spielt das Halleluja von Haendel.
Anschliessend beginnt Ausmarsch der Teilnehmer durch den Marathon- Tunnel.

Achtung:
18.00 Uhr Ü-Stelle II im oberen Umgang:
Der Führer verlässt seine Loge und das Stadion.
Fanfaren.
Sprecher erklären die Vorgänge.
Umschalten auf Zwischenfilmwagen Ü-Stelle I.

Sprecher Graebke schildert das Bild, das Zurückfluten der Mannschaften, die Auflösung und sagt abschliessend:

"Achtung, Achtung! Der Fernsehsender Paul Nipkow Berlin brachte versuchsweise zum ersten Mal in Deutschland und als gewaltigstes Ereignis in der Welt die  d i r e k t e  Fernsehübertragung der feierlichen Eröffnung der XI. Olympischen Sommerspiele durch den Führer und Reichskanzler Adolf Hitler. Wir beenden nunmehr die heutige direkte Übertragung von den Olympischen Kampfstätten und schalten in die Fernsehsenderäume um. Sie hören und sehen in Wechselfolge künstlerische Darbietungen und Tonfilme."

Danach Überschalten auf Rognitzstrasse. In Rognitzstrasse meldet sich der Ansager Bublitz:

"Der Fernsehsender Paul Nipkow Berlin setzt das Sonderprogramm Olympia durch direktes Senden von Künstlern fort. Sie sehen und hören den griechischen Tenor Lysandro Joanides. Er singt..."

 


Zitat, mit freundlicher Genehmigung des Verlages

Quelle:

Peter Paul Kubitz
DER TRAUM VOM SEHEN
Zeitalter der Televisionen
Ein kulturgeschichtlicher Spaziergang zum Fernsehen
Hrsg. von Peter Hoenisch und TRIAD Berlin
Das Lese- und Bilderbuch zur gleichnamigen Ausstellung
im Gasometer Oberhausen (31.05.-15.10.1997)
ISBN 90-5705-054-4
Verlag der Kunst Dresden, Amsterdam

Hinweis:
Von diesem Buch sind nach Verlagsangaben nur noch Restexemplare lieferbar.
Wer sich eines sichern möchte, sollte sich beeilen...

 

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